Wer den Garten mit Hühnerstall und Auslauf ausstattet, findet bei seinen dankbaren Hühnern frische Eier. Je nach Rasse fangen die Hennen im Frühjahr gelegentlich oder sehr zuverlässig mit dem Glucken an – sie bleiben auf dem Nest sitzen und wollen brüten. Das kann nur gelingen, wenn die Eier befruchtet sind. Ohne Hahn geht es eigentlich nicht, oder doch?
Dank des schnellen und sicheren Versands kommen befruchtete Bruteier innerhalb von Tagen an und können der gluckenden Henne untergeschoben werden. Demnach kann das Huhn ganz andere Rassen ausbrüten. Nicht nur das, es kann sogar andere Arten ausbrüten, solange die Bruttemperaturen passen. Wer nur wenige Küken wünscht, will immerhin nicht hunderte Euro für einen Inkubator investieren, der fast durchgehend nur herumsteht.
Mit einem Blick auf die Bruttemperaturen für Geflügel finden sich deutliche Überschneidungen von Hühnern zu Wachteln, Fasane, Rebhühnern, Enten und Gänse.
Bei der Kunstbrut ist auf einiges zu achten, während die Naturbrut mit Hühnern sehr einfach abläuft: Bleibt die Henne energisch auf dem Nest sitzen, wird sie in den Gluckenstall gesetzt. Soll sie andere Eier ausbrüten, werden diese gegen die richtigen getauscht. Den Rest macht die Henne selber und dass sogar besser, als jeder Inkubator.
Welche Geflügelarten eignen sich für Hühner-Ammen?
Hühner-Ammen brüten sehr erfolgreich Bruteier von Rebhühnern, Wachteln und Fasanen aus. Wegen der geringen Eigröße eignen sich beispielsweise Chabo-Hennen oder Zwerg-Seidenhühner.
Eier von Enten und Gänsen werden hingegen feuchter als Hühnereier bebrütet. In der Kunstbrut gilt für Gänse:
1. - 9. Tag 60 % relative Luftfeuchtigkeit
10. - 19. Tag 70 % relative Luftfeuchtigkeit
20. - 25. Tag 80 % relative Luftfeuchtigkeit
26. bis zum Schlupf 90 % relative Luftfeuchtigkeit
Enteneier sollen durchgehend eine relative Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 % haben, die drei Tage vor dem Schlupf auf bis 80 und dann bis 90 % gesteigert wird
Hühnereier benötigen hingegen bis zum 19. Bruttag eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 und für die letzten Tage zwischen 70 und 75 Prozent. Bei Gänse- und auch Enteneiern kann es deswegen helfen, etwas zusätzliche Feuchtigkeit ins Brutnest einzubringen.
Obwohl Hühner keine optimalen Brutbedingungen für Gänse liefern können, wird berichtet, dass Brahma-Hennen und auch Puten befruchtete Gänseeier erfolgreich bebrütet haben. Aus dem Erfahrungsbericht geht hervor, dass die Gänseeier täglich zweimal etwas auskühlen konnten und vor dem Schlupf geschwemmt wurden. Wer die Eier vier bis fünf Tage vor dem Schlupf kurz in Wasser badet, scheint bei Enten und Gänsen das Schlüpfen zu erleichtern.
Bruteier von Wachteln, Enten und Hühnern zusammen ins Nest legen?
Allein wegen der Größenunterschiede sollen Wachteleier nicht mit Enteneiern in einem Gelege liegen. Zum einen fehlt dadurch der Hautkontakt bei den Wachteleiern, um diese zuverlässig wärmen zu können. Zum anderen akzeptieren die meisten Glucken die kleinen Eier dann nicht, wenn auch größere Eier im selben Nest liegen. Oft sortieren sie dann die kleineren Eier aus.
Außerdem muss das Huhn mit Größe und Gewicht zu den Bruteiern passen. Für kleine Eier sind leichte Zwergrassen zu wählen, für sehr schwere Eier wie von Enten und Gänsen hingegen Cochin, Brahma oder Orpington.
Die zu den Hühnern abweichenden Brutzeiten von 18 Tagen bei Wachteleiern und 28 Tage bei den Enten stört die meisten Glucken nicht.
Wer beispielsweise ähnlich große Eier von Hühnern und Enten in ein Gelege geben würde, könnte die Hühnereier eine Woche später hineinlegen, damit alle Küken zeitgleich schlüpfen. Insgesamt wäre es dennoch besser, nur eine Geflügelart in einem Gelege zu bebrüten.
Vorsicht – Wassergeflügel verträgt kein Kokzidiostatikum
Für Hühnerküken aus der Kunstbrut ist ein Startfutter mit Kokzidiostatikum empfehlenswert, wenn auf eine Impfung gegen die oft tödlich verlaufende Kokzidiose (Rote Kükenruhr) verzichtet wird. Hühnerküken bei der Glucke werden sich jedoch auf natürliche Weise gegen Kokzidiose abhärten und können auf solche Zusätze verzichten. Nur, dass viele unkundige Geflügelhalter nicht auf die Inhalte des Kükenfutters achten.
Enten und Gänse vertragen kein Kokzidiostatikum, welches auf Futterpackungen mit +cccc abgekürzt wird. Sie würden an diesen Zusätzen sogar sterben. Vorsicht gilt auch bei Fasanen, Wachteln und Perlhühnern. Für diese sind einige Kokzidiostatika unverträglich oder nicht zugelassen. Auch Rebhühner vertragen einige Kokzidiostatika und andere nicht.
Außerdem: Je nach Geflügelart sind die Ansprüche an die Zusammensetzung der Nährstoffe unterschiedlich. Besser ist es, ein zur Kükenart passendes Aufzuchtfutter zu wählen und im Zweifelsfall eines ohne Kokzidiostatika. Solange die Nährstoffzusammensetzung in etwa passt, kann der Kükenstarter für Wachteln beispielsweise auch an Hühnerküken verfüttert werden.
Auf die Bedürfnisse der Arten Rücksicht nehmen
Während Wachteln, Fasane und Rebhühner mit starken Fluchtinstinkten viel Deckung, ansonsten aber einen trockenen und sauberen Bereich für die Nacht benötigen, ist es beim Wassergeflügel anders. Dieses wünscht sich ebenfalls Schutz, benötigt für die artgerechte Haltung jedoch eine Badestelle. Wichtig ist, dass die Küken und später ausgewachsenen Enten und Gänse das Wasser verlassen können, sonst ersaufen sie.
Während es normal ist, dass erwachsene Gänse lediglich auf der Weide mit Unterstand und Wassertrog leben, ist es für Enten sehr wichtig, eine richtige Badestelle zu haben. Wenn die Hühner-Amme die Küken führt, werden diese bei erstbester Gelegenheit ein Bad nehmen, aber besser erst ein paar Tage nach dem Schlupf. Das Huhn wartet am Rand und wird die Küken nach dem Bad wieder sicher führen. Anders wäre es hingegen, wenn Enten Hühnereier ausbrüten. Sie führen die Küken ins Wasser und Hühnerküken würden ersaufen.
Genau wie bei Hühnern gibt es auch bei anderem Geflügel bequemliche Rassen, die nicht viel Platz benötigen und andere, die sich jeden Tag viel bewegen. Ein Beispiel wären Laufenten, die als ausgewachsenes Paar wenigstens 500 m² Grünfläche vorfinden sollen. Für die schweren Aylesburyenten würden zur Not bereits 60 m² für ein Paar genügen.
Wer ein paar Hühner hält und anderes Geflügel mit diesen ausbrüten möchte, sollte sich vorab genau informieren: Welche Ansprüche stellen die anderen Geflügelarten an ihren Lebensraum? Lässt sich alles anpassen oder umbauen? Wenn ja, spricht nichts gegen das Experiment der Ammenbrut.
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