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Die Geschichte der Vorwerkhühner

Aktualisiert: 12. Nov. 2022

Als eine der wenigen "Designer-Rassen" wurde das Vorwerkhuhn nach konkreten Vorstellungen von dem gleichnamigen Kaufmann Oscar Vorwerk aus Hamburg gezüchtet. In diesem Artikel findet Ihr viele spannende Fakten rund um die Entstehung des Vorwerkhuhns.



Über Oscar Vorwerk

Oscar Vorwerk wurde 1865, als erster Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Gegen 1890 war er für das elterliche Unternehmen Vorwerk Gebr. & Co. als Kaufmann in Südamerika aktiv. Einige Jahre später kehrte er nach Hamburg zurück und betreute die Exportgeschäfte nach Chile, später dann den Import aus Chile nach Deutschland. Das Unternehmen Vorwerk Gebr. & Co. war überwiegend im Im- und Export von Baumwolle, Leinen, Kaffe, Tabak, Zucker, Gewürzen, Kupfer und Salpeter tatig, desweiteren wurde eine kleine Reederei betrieben.

Oscar Vorwerk(1865–1933)

Am 17. Dezember 1898 heirateten Oscar Vorwerk und Gertrud Volckens (1882–1913). Ein Jahr später vermachte Wilhelm Volckens (1848–1920) seiner Tochter ein Teil seines Grundstücks mit Stallungen und Gärten in der Elbchaussee in Othmarschen. Oscar Vorwerk baut auf diesem Grundstück ein großes Landhaus (Elbchaussee 151). Auf seinem Grundstück errichtete er zahlreiche Stallungen in einer parkähnlichen Anlage. Oscar Vorwerk verstarb am 17. Februar 1933 an einem Herzschlag. Ein Teil seines Unternehmens besteht in Chile bis Heute.




Die ersten Jahre der Vorwerkzucht

Insgesamt hielt Oscar Vorwerk auf seinem Anwesen mehrere hundert Hühner. Wie er auf die Idee kam, eine eigene Rasse zu erzüchten beschrieb er in einem Brief an seinen Zuchtfreund Paul Trübenbach im April 1921:

"Der Entschluß zu versuchen ein gelbes Huhn mit schwarzer Hals- und Schwanzzeichnung zu züchten, entstand bei mir zufällig vor rund 20 Jahren. Ich hielt damals eine kleine Herde Bliedungscher Lakenfelder. Eines Tages zeigte Ich sie vom Fenster aus einem Besucher mit den Worten " Wie finden Sie diese Hühner ?" Betreffender,

der weiter kein Interesse an für Hühner hatte, erwiederte "Sehr nett, die kleinen grauen Tierchen." Ich war betroffen über diese Antwort und überdachte sie stillschweigend... Es war im Juni 1901, das Gefieder der Lakenfelder war durch die kohlenstaubige Atmosphäre und den Sott, wie der Hamburger es sagt, des damals im Zeichen der rauchenden Schlote der Fabriken, Werften und Überseedampfern stehenden Elbgebietes bei Hamburg dunkel und unscheinbar geworden.... Die Unansehnlichkeit der Hühner führte sodan zu der Erkenntnis, daß ein Huhn mit Lakenfelder-Zeichnung nur bei farbiger Körperbefiederung in dem Hamburger Klima einen dauernden guten Eindruck zu machen im Stande sei. Zunächst wurde die Umzüchtung auf gelber Köprerbasis beschloßen. ..."


Oscar Vorwerk startet daruf hin erste Zuchtversuche im Jahr 1902. Als Grundlage dienten Lakenfelder und Oprington, welche er von dem englischen Züchter Cook importierte. Unter der Leitung des Geflügelzuchtmeisters Otto Seeliger wurden unter anderen gelbe Rammelsloher und blaue Andalusier eingekreuzt, vermutlich auch rebhuhfarbige Italiener, New Hampshire und Sotteghems. Neben dem Lakenfelder ähnlichem Aussehen, wolte Oscar Vorwerk ein Huhn mit guter Legeleistung und Fleischertrag züchten, was sich für landwirtschaftliche Betriebe, als auch für Privatleute eignet.

Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut und sehr große Mengen an Jungtieren aus mehreren dutzend Zuchtstämmen gezogen. Ab 1913 war die Nachzucht konstant, ab 1914 plante Vorwerk die Markteinführung. Diese musste aufgrund des Krieges leider verschoben werden.



Erste Austellung und Annerkung

1912 wurden die ersten Vorwerkhühner öffentlich auf der Junggeflügelschau in Hannover und der Cypria-Ausstellung in Berlin ausgestellt und gewannen direkt mehrere Zuchtpreise. Im Jahr 1913 wurden die Vorwerkhühner auf der 16. Nationalen Geflügelausstellung in Chemnitz und auf einigen Hamburger Schauen ausgestellt. Die offizelle Anerkennung der Vorwerkhühner erfolgte erst nach Kriegsende im Jahr 1919.



2. Weltkrieg und Nachkriegszeit

Als Oscar Vorwerk 1933 starb wurden seine Hühner an die besten Züchter verschenkt. Bereits vor seinem Tot hatte er zahlreiche Tiere an Zuchtfreunde verschenkt. So verbreitete sich die Rasse besonders schnell in Schlesien, Sachsen und Thüringen.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 1946 war der Bestand an reinen Vorwerkhühner auf zwei Hähne und 26 Hennen zusammengeschrumpft. Die Tiere befanden sich in der Zucht von Karl Schmidt in Großbreitenbach im Thüringer Wald. Seine Frau hatte die Hühner während des Kriges versorgt und so, wahrscheinlich unwissentlich, den Fortbestand der Vorwerkhühner gesichert.

Trotz der schwierigen Nachkriegszeit und dem Futtermangel wurde die Zucht der Vorwerkhühner wieder aufgenommen. Besonders in Ostdeutschland wurde die Zucht von Züchtern wie Otto Reichstein, Arno Mai und Altmeister Mesch vorangetrieben.



Vorwerkhühner heute

Heute ist das Vorwerkhuhn eins der beliebtesten Hühnerrassen in Deutschland. Diese Entwicklung hat sich soweit fortgesetzt das mittlerweile sogar schon Hybridhühner mit dem Aussehen von Vorwerkhühnern gezüchtet werden.

In Österreich und den BeNeLux-Ländern werden auch Vorwerkhühner in dem Farbschlag Blau gezüchtet. Diese Farbe ist bislang jedoch erst in Österreich offiziell anerkannt und in Deutschland kaum bis garnicht verbreitet.

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